Abschnitt: Schutz, Gesundheit und Sicherheit von Kindern → Gesundheitsförderung
 

Das Entwickeln eines gesundheitsförderlichen Settings stellt hohe Anforderungen!

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Der Setting-Ansatz der Weltgesundheitsorganisation (WHO – Gesunde Lebenswelten als 2. Handlungsfeld der Ottawa-Charta) kann einen wichtigen Beitrag in diesem Sinne leisten und gilt als »Schlüsselstrategie« der Gesundheitsförderung. Die Entwicklung von Kitas zu einem gesundheitsfördernden Setting ist jedoch eine hoch komplexe Intervention. Vielfach ist zu konstatieren, dass statt der notwendigen Organisationsentwicklung dabei mit »einfachen«, verhaltenspräventiven Botschaften gearbeitet wird, die eher von bildungsstärkeren Kindern und Eltern angenommen werden, bei sozial Benachteiligten jedoch häufig gegenteilige Effekte bewirken (Geene/Rosenbrock, 2012). In der Praxis dominieren bislang auch noch häufig Versuche einer funktionalen Nutzung des Settings z.B. durch Austeilen von Informationsschriften, Aushängen, Kursangeboten, bei denen es dann eher um den Zugang zur Zielgruppe zwecks Vermittlung von Gesundheitsbotschaften oder zur Rekrutierung von Teilnehmern für Maßnahmen der individuellen Prävention geht. Die Durchführung eines Setting-Projekts, so es fachgerecht umgesetzt wird, ist aber vielmehr eine systemisch ansetzende Organisationsentwicklung. Die Teilnehmer/innen im Setting werden angeregt zu Eigen- und Gruppenaktivitäten. Der Setting-Ansatz ist »gewissermaßen eine synthetisch induzierte soziale Reformbewegung für das jeweilige Setting« (Rosenbrock 2004, S. 73), bei der der Lernprozess der Beteiligten hin zu mehr Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit im Mittelpunkt steht.

Gesundheitsförderung nach dem Setting-Ansatz zielt auf die aktive Einbeziehung (Partizipation) aller Akteure im Setting ab, knüpft bei der Auswahl der Settings und der Methoden an bereits gesammelte Erfahrungen und erworbene Fertigkeiten an und gibt Anreize zur Kompetenzstärkung aller Beteiligten (Empowerment). Damit sollen die Entwicklung und Umsetzung gesunder (Organisations-)Strukturen befördert und gleichzeitig die Menschen sensibilisiert und in die Lage versetzt werden, diese Strukturen zu erhalten und weiter zu entwickeln, auch wenn der Projekt-Impuls von außen abgezogen wird (Nachhaltigkeit). Besonders wichtig in diesem Zusammenhang sind Aufbau und Pflege von Kontakten und Unterstützungs-Netzwerken zu anderen Settings.

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In einem vereinfachten Schema umfassen Setting-Interventionen drei zentrale Aspekte:

  • Sie stärken die Kompetenzen und Ressourcen der im Setting lebenden Personen (individuelle Ebene),

  • sie entwickeln gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen (Ebene der Strukturbildung) und

  • sie binden in diesen Prozess systematisch möglichst viele Personen(gruppen) in deren Lebenswelt ein (Partizipation).

Literatur

Geene, R./Rosenbrock, R. (2012): Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung mit Kindern und Jugendlichen. In: Gold, C./Lehmann, F. (Hrsg.): Gesundes Aufwachsen für alle! Anregungen und Handlungshinweise für die Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Gesundheitsförderung konkret, Band 17. Köln: BZgA. S. 46–75.

Rosenbrock, R./Gerlinger, T. (2014, 3. Aufl.): Gesundheitspolitik. Eine systematische Einführung. Bern: Huber.

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Abb. 1: Kompetenzstärkung, Strukturentwicklung und Partizipation als zentrale Elemente des Setting-Ansatzes (nach Kilian et al. 2004).

Es wird deutlich, dass Angebote nach dem Setting-Ansatz einen hohen konzeptionellen und organisatorischen Aufwand mit sich bringen. In der Praxis besteht aus diesem Grund die Gefahr, statt dem Setting-Ansatz individuelle Prävention bzw. »verhaltensorientierte Gruppenberatung« im Setting zu bevorzugen, was zwar aus dem jeweiligen Handlungsdruck nachvollziehbar sein mag, im Sinne des anzustrebenden Gesundheitsgewinns aber mitunter sogar kontraproduktiv sein kann, weil sozial Benachteiligte – die eigentlich Bedürftigen – dadurch verschreckt werden können (Olk, 2013).

Geene, R. / Rosenbrock, R. (2012): Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung mit Kindern und Jugendlichen. In: Gold, C. / Lehmann, F. (Hrsg.): Gesundes Aufwachsen für alle! Anregungen und Handlungshinweise für die Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Gesundheitsförderung konkret, Band 17. Köln: BZgA. S. 46–75.

Gold, C. / Lehmann, F. (2012): Gesundes Aufwachsen für alle! Anregungen und Handlungshinweise für die Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Gesundheitsförderung konkret, Band 17. Köln: BZgA.

Olk, T. (2013): Alle Kinder gezielt fördern. DJI impulse, 1. S. 16–18.

Ergänzende Arbeitshilfen

Übersicht: Der Setting-Ansatz

In einem vereinfachten Schema umfassen Setting-Interventionen drei zentrale Aspekte. Wenn Sie diesen Ansatz anwenden, können Sie das Gesundheitsmanagement in Ihrer Einrichtung besser steuern. Die Übersicht zeigt, was der Ansatz umfasst. Dokument herunterladen

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