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Warum Funktions- und Bewegungsspiele gut für die Motorik sind

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Das Funktionsspiel ist typisch für das erste Lebensjahr. Beispiele dafür sind motorische Bewegungen wie Quetschen, Schieben, Strampeln mit den Beinen, oder mit Fingern und Zehen spielen (Einsiedler, 1999; Pellegrini, 2009). Das Funktionsspiel entwickelt sich in der Situation oft aus der Exploration. Wenn ein Kleinkind – nach einer Explorationsphase – einen neuen Reiz selbst kontrollieren kann, folgt oft eine Spielphase. Die nachfolgende Bestätigung der Erwartung (die Rassel rasselt tatsächlich bei kräftigerem Schütteln!) verstärkt die Tätigkeit, und das Kind startet die Bewegung stets von Neuem.

Bewegungsspiele lassen sich unterteilen in grobmotorische Aktivitäten wie Herumrennen, Jagen, Fliehen, Purzeln, Ballspiele oder Schaukeln, und feinmotorischen Aktivitäten wie Mikado oder Fadenspiele (Einsiedler, 1999; Pellegrini, 2009). Sie werden wie die frühen Funktionsspiele aus Freude am Tun ausgeführt und sind in der frühen und mittleren Kindheit alltäglich. Die biologische Funktion von Bewegungsspielen äußert sich in Vorteilen für Knochen- und Muskelaufbau und den dazu gehörigen Nervenverbindungen (Pellegrini, 2009).

Gespielte Aggression lässt sich sowohl als Bewegungsspiel wie auch als Fantasiespiel beschreiben. Typisch für gespielte Aggressionen und spielerisches Raufen sind ein ausgeprägtes Spielgesicht, energiereiche Verhaltensweisen, übertriebene Bewegungen, sanfte Schläge mit der offenen Hand oder sanfte Fußtritte, und das Vertauschen der Rollen, also der Wechsel von Jäger und Gejagtem (Pellegrini, 2009). Im englischen Sprachraum hat sich für diese Spielform der Begriff „Rough & Tumble“ – abgekürzt R&T – durchgesetzt, was etwa so viel heißt wie Herumtoben und Raufen. R&T fördert eine Vielfalt an sozialen Kompetenzen, wie das Lesen von sozialen und emotionalen Hinweisen, das Abwechseln, oder das Hemmen von impulsiven und aggressiven Reaktionen (Pellegrini, 2009). R&T ist ein eigentliches Jungenspiel, wofür starke Zusammenhänge mit biologischen Ursachen wie z.B. der pränatalen Aufnahme von Androgen bestehen (Bischof-Köhler, 2002). Auch wenn die professionelle Pädagogik dieser Spielform eher skeptisch begegnet, so zeigen die Befunde doch klar: R&T ist der kindlichen Entwicklung zuträglich, solange es Spiel bleibt und nicht in einen Ernstfall kippt (Pellegrini, 2009).

Literatur

Bischof-Köhler, D. (2002): Von Natur aus anders. Die Psychologie der Geschlechtsunterschiede. Stuttgart: Kohlhammer.

Einsiedler, W. (3., akt. u. erw. Aufl.) (1999): Das Spiel der Kinder: Zur Pädagogik und Psychologie des Kinderspiels. Bad Heilbronn: Klinkhardt.

Pellegrini, A. D. (2009): The role of play in human development. New York: Oxford University Press.

Ergänzende Arbeitshilfen

Checkliste zur frühen Spielförderung und Spielaktivierung

Diese Arbeitshilfe enthält eine Checkliste zur Beurteilung der frühen Spielförderung und Spielaktivierung. Dokument herunterladen

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