Abschnitt: Die Kita als Organisation → Wissensmanagement
 

Warum Wissensmanagement in der Kita zum Erfolg führt

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Unter dem Stichwort »Wissensgesellschaft« wird die zunehmende Bedeutung von Wissen innerhalb der Gesellschaft deutlich und spiegelt sich auch auf der organisationalen Ebene wider. Die Möglichkeit einer gezielten Herstellung und Nutzung von Wissen wird dabei dem Management zugeschrieben (Krücken, 2010).

Wenn der Umgang mit Wissen in einer Einrichtung als Managementaufgabe zu verstehen ist, sollte sich dies demzufolge ebenso im Qualitätsmanagement abbilden. Dieser Aufgabe hat sich das Deutsche Institut für Normung angenommen und dahingehend Informationen in der DIN EN ISO Norm (9001:2015) aufgenommen, die hier als »Umgang mit Wissen« benannt sind. Wie konkret die Implementierung von Wissensmanagement in der Organisation geschehen soll, bleibt der Einrichtung selbst überlassen (Kohl et al., 2016). Zur Standortbestimmung von Wissensmanagement in der Organisation ist es daher empfehlenswert, die Definition von Qualitätsmanagement zugrunde zu legen, die eine systematische, auf ein Ziel ausgerichtete und planvolle Steuerung der Qualität in (pädagogischen) Einrichtungen fordert (Amerein/Dittrich, 2015).

Publikationen zum Thema Wissensmanagement verweisen stets auf die Managementforscher Nonaka und Takeuchi (1995), die Innovation und Leistungsfähigkeit japanischer Unternehmen auf den dortigen Umgang mit Wissen zurückführten. Für die Forscher war die Überführung von implizitem in explizites Wissen von großer Bedeutung (Krücken, 2010). Dies zeigt, dass der Umgang mit Wissen weit mehr ist als Informationsmanagement; vielmehr beschäftigt sich Wissensmanagement »[…] mit dem Erwerb, der Entwicklung, dem Transfer, der Speicherung sowie der Nutzung von Wissen« (Frost, o.J.). Somit stehen Manager/innen vor der Herausforderung, das Wissen, über das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Einrichtung verfügen, aber mitunter nicht erklären können wie es zustande kommt (vergleichbar mit intuitivem Wissen), so zu bergen, dass es allen Beschäftigten deutlich und ausdrücklich zur Verfügung steht.

Die Bergung von implizitem Wissen und einer Überführung in explizites Wissen soll anhand des Präventionsgesetztes beschrieben werden.

Förderung der gesundheitlichen Eigenkompetenz durch das Präventionsgesetz (PrävG); Art. 1 PrävG – Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch

Neben den allgemeinen Vorschriften der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers / der Arbeitgeberin (§§ 617–619 BGB) und dem Arbeitsschutzgesetz (§§ 1–25 ArbSchG), wird gleichwohl der gesundheitlichen Eigenkompetenz und Eigenverantwortung der Versicherten eine hohe Bedeutung beigemessen (vgl. § 1 SGB V).

Obwohl das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (PrävG) bereits im Juni 2015 vom Deutschen Bundestag verabschiedet wurde, ist es relativ unbekannt.

Das Präventionsgesetz (PrävG) ist ein Artikelgesetz, das durch einzelne Artikel des Gesetzes, Änderungen in den Sozialgesetzbüchern V, VI, VII, VIII, XI, dem Infektionsschutzgesetz (IfSG), dem Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) und anderen Gesetzen bewirkt (Bundesanzeiger Verlag, 20151).

Durch die gesetzliche Leistungsverpflichtung der Krankenkassen fördert der Bund die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger im direkten Lebensumfeld, wie: Kita, Schule, am Arbeitsplatz, sowie im Pflegeheim. »Außerdem werden die Früherkennungsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiterentwickelt und der Impfschutz wird verbessert. Ziel ist, Krankheiten zu vermeiden, bevor sie entstehen.« (Fischbach, 20162)

Gemäß des GKV-Leitfaden Prävention sind ausschließlich die Krankenkassen vor Ort für die Umsetzung von Maßnahmen bezüglich individueller Primärprävention; Gesundheitsförderung und Prävention in den Lebenswelten/Setting, sowie der betrieblichen Gesundheitsförderung zuständig (GKV, 20173).

Zur Solidarität und Eigenverantwortung heißt es im fünften Sozialgesetzbuch § 1:

»Die Krankenversicherung als Solidargemeinschaft hat die Aufgabe, die Gesundheit der Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand zu bessern. Das umfasst auch die Förderung der gesundheitlichen Eigenkompetenz und Eigenverantwortung der Versicherten.

Die Versicherten sind für ihre Gesundheit mitverantwortlich; sie sollen durch eine gesundheitsbewusste Lebensführung, durch frühzeitige Beteiligung an gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen sowie durch aktive Mitwirkung an Krankenbehandlung und Rehabilitation dazu beitragen, den Eintritt von Krankheit und Behinderung zu vermeiden oder ihre Folgen zu überwinden.

Die Krankenkassen haben den Versicherten dabei durch Aufklärung, Beratung und Leistungen zu helfen und auf gesunde Lebensverhältnisse hinzuwirken.«

Maßnahmen und Ziele von Gesundheitsförderung in Kitas

In Kitas sollen insbesondere Maßnahmen zur Förderung der Bewegung, gesunder Ernährung, Entspannung, Stressbewältigung und Resilienz (Widerstandsfähigkeit) unterstützt werden. Aufgabe der Krankenkassen kann sein, »[…] solche Ansätze zu begleiten, die sich (ggf. in Kombination mit weiteren Handlungsfeldern wie Gewalt- und Suchtprävention) […]« auf Erreichung zuvor festgelegter Ziele konzentrieren (GKV, 2014)

Während die Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) auf Freiwilligkeit des Arbeitgebenden beruht (Pfannstiel/Mehlich, 2016), besteht für die Krankenkassen eine Verpflichtung, präventive und gesundheitsfördernde Leistungen für ihre Versicherten vorzusehen und zu fördern (GKV, 2017).

Hier könnte das Wissensmanagement einer Einrichtung anknüpfen und bereits vorhandenes Wissen zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter/innen so zu strukturieren, damit es allen Beschäftigten explizit zur Verfügung steht. Zum einen könnte dies zur Motivation der Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) beitragen und zum anderen die Überführung von implizitem in explizites Wissen sowie eine Aktivierung von »trägem« Wissen begünstigen.

Als Instrument zur Übertragung von implizitem in explizites Wissen und einer Aktivierung von bekanntem, aber nicht angewandtem Wissen (träges Wissen), kann eine sogenannte Wissenslandkarte zweckdienlich sein. Untenstehend finden Sie ein Beispiel für eine Wissenslandkarte zu den Themen, Stress- und Krisenmanagement.

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Abb. 1: Beispiel für eine Wissenslandkarte (eigene Darstellung, Bildrechte bei der Autorin)

Diese Wissenslandkarte verbindet die Wissenselemente der Themen Stress- und Krisenmanagement. Innerhalb des Gesamtthemas können die Einzelelemente der Wissenslandkarte nach Belieben inhaltlich und grafisch kreativ frei gestaltet werden.

Literatur

Amerein, B./Dittrich, I. (2015): Qualitätsmanagement: Instrumente und Methoden, In: Dittrich, Irene; Botzum, Edeltraud (Hrsg.) (2015): Lexikon Kita-Management. Carl Link, Kronach.

Bundesanzeiger Verlag (Hrsg.) (2015): Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (Präventionsgesetz PrävG). Bundesgesetzblatt Teil I. URL: https://www.bgbl.de

Fischbach, Ingrid (2016): Präventionsgesetz. URL: http://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/praeventionsgesetz.html

Frost, Jetta (o.A.): Wissensmanagement. URL: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/wissensmanagement.html

GKV-Spitzenverband (Hrsg.) (2014): Leitfaden Prävention. Handlungsfelder und Kriterien des GKV-Spitzenverbandes zur Umsetzung der §§ 20 und 20a SGB V vom 21. Juni 2000 in der Fassung vom 10. Dezember 2014. BBGK Berliner Botschaft, Berlin.

GKV Spitzenverband (2017): Leitfaden Prävention. URL: https://www.gkv-spitzenverband.de/krankenversicherung/praevention_selbsthilfe_beratung/praevention_und_bgf/leitfaden_praevention/leitfaden_praevention.jsp

Krücken, G. (2010): In: Arnold, R./Nolda, S./Nuissl, E. (Hrsg.) (2010): Wörterbuch Erwachsenenbildung. Klinkhardt UTB, Bad Heilbrunn.

Kohl, H./Mertins, K./Seidel, H.(Hrsg.) (2016): Wissensmanagement im Mittelstand: Grundlagen – Lösungen – Praxisbeispiele. Springer, Berlin; Heidelberg.

Pfannstiel, M. A./Mehlich, H. (2016): Betriebliches Gesundheitsmanagement. Konzepte, Maßnahmen, Evaluation. Springer, Wiesbaden.

Ergänzende Arbeitshilfen

Weiterbildungen in der Kita nutzen

Diese Arbeitshilfe fasst zusammen, wie Sie Weiterbildungen nachhaltig und gewinnbringend für Ihre Mitarbeiter/innen und für das Wohl der Einrichtung nutzen können. Welche Schritte umfasst das Wissensmanagement? Dokument herunterladen

Merkblatt: Bildungslandschaft (Kooperationen)

Was sind Bildungslandschaften und welchen Stellenwert nehmen sie im Kita-Alltag ein? Diese Arbeitshilfe gibt Ihnen einen Überblick. Dokument herunterladen

Bundesgesetzblatt Teil I 2015: 1368. In: http://www.bgbl.de.


Fischbach, Ingrid 2016. In: www.bmg.bund.de.



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